August 2014
Uetikon, 16.8.14
Dear Classic Car Driver
Es war so viel los im CCC in den letzten paar Wochen, dass ich vor lauter Anlässen kaum dazu komme, die Monatskolumne zu verfassen.
Da war zunächst das Classic Car Meeting in Zumikon, welches trotz 2014-üblichen Wetterverhältnissen erfreulich viele Autos anzulocken vermochte – und ebenso viele interessierte Zuschauer. Dieser Anlass verdient eine besondere Erwähnung schon deswegen, weil so zahlreiche Teilnehmer unseres Clubs anzutreffen waren – und noch mehr Autos: so setzten Yvonne und Ernst gleich zwei ihrer Lieblinge den widerlichen Wetterverhältnissen aus, was zur Folge hatte, dass der Dorfplatz Zumikon sozusagen zum Showcase unseres Clubs mutierte. Und dies wiederum veranlasste den anwesenden Reporter der Zürichsee Zeitung, einen sozusagen formatfüllenden Artikel vorwiegend über unseren CCC zu verfassen (siehe unten).
Die weiteren Bilder zeugen von der grauen Stimmung (jedoch lediglich auf das Wetter bezogen!).
Anstelle des regulären Monats-Hocks knobelte Werni für den Sonder-Anlass wieder einmal erfolgreich an einer Route durch das Zürcher Oberland, die dann am 8. August auch abgefahren wurde. Der grösste Teil der Teilnehmer war erstaunt, wo man in unserer Näher überall auf gewundenen Strassen durch fahren und immer wieder neue, schöne Ecken entdecken kann! Werni brachte es sogar beinahe fertig, das Gewitter sozusagen zu umschiffen – einzig ein paar wenige (dafür umso grössere!) Tropfen schafften es, vor der Zieleinfahrt in der Spiisbeiz Aberen ob Stäfa, unsere Preziosen partiell einzunässen.
Umso feuchter ging es an der Erstauflage der CCC Nachtfahrt zu, die gleich nachts darauf stattfand.
Die Teams versammeln sich nach dem Nachtessen zum Start
7 Autos und ein Töff, darunter unser Gast Marco, kühn in seinem wunderschönen, raren und originalen Alfa Romeo Zagato Giulia GT, machten sich am Abend des 9. August auf die Piste, die von der Raststätte Bergsboden via Lenzerheide – Albula – Maloja – Splügen – San Bernardino – Lukmanier – Oberalp – Furka – Grimsel – Susten – Sattel nach Hinwil (mit etlichen Pausen, um sich wieder zu treffen, bzw. zu verpflegen) führte.
Erster Tankhalt in Tiefencastel
Letzer Kaffeehalt vor der grossen Etappe (ca 23.00)
Eigentlich hätte es eine Art Vollmond-Fahrt werden sollen; einzig über die Lenzerheide und im Aufstieg auf den Albula war jedoch ein Baskerville-ähnlicher Trabant hinter und neben den Wolken auszumachen, was meinen Beifahrer zur Anmerkung veranlasste, nun doch "Bad Moon Rising" von CCR ertönen zu lassen....
Ab Maloja dann öffnete Petrus sämtliche ihm zur Verfügung stehenden Schleusen (wohl weil er beleidigt war, weil Michi’s Mini am Albula sein Kühlwasser auf der Strecke verteilte).
Maloja, vor dem grossen Regen
Der Zagato, bzw Marco ist nicht bremsen....
Die ersten Tropfen - noch ahnen wir nicht, was noch von oben kommen wird
Jedenfalls fanden es insbesondere Ernst im XK 120 (Kerzenlicht) und Patrik (Ducati) nicht sonderlich lustig, der Erste, weil er sich bis Splügen beinahe im Blindflug den Weg suchen musste, der Zweite, weil er, völlig durchnässt, bei den herrschenden unsommerlichen Temperaturen beinahe einfror.
So dezimierte sich unser Trupp in Splügen um drei Teilnehmer: Michis Beifahrer setzte sich, da er ohnehin früher nach Hause musste, mit meinem Beifahrer, dem so übel war, dass an ein Weiterfahren nicht zu denken war (trotz interimistischem Aufenthalt in Marcels E Type) und Patrik, in der Direttissima Richtung heimwärts ab.
Rekreationshalt in Splügen für Mensch und Maschine. Es gibt romantischere Plätze für ein Picnic, aber angesichts der Umstände genossen wir schon einen kleinen Unterstand....
Der grosse Rest des Trosses setzte sich nach diesem Verpflegungshalt für die Einen, Aufwärm- und Rekreations-Halt für die Anderen, unbeirrt wieder in Fahrt, Richtung San Bernardino und Tessin – nächster Treffpunkt Lukmanier-Passhöhe. Dabei imponierten insbesondere Walti in seinem unüblich schnellen A40, der in zum Teil spektakulären Schräglagen die Serpentinen umrundete, und André, der ihm (wie immer) mit seinem Midget keinen Meter schenkte. Und der Rest brauchte sicher nie auf diese Beiden zu warten!
Leicht unterkühlte Piloten auf dem Lukmanierpass, aber nach wie vor blendend gelaunt!
Die Autos scheinen unbeeindruckt und fit für weitere Kurven
Überhaupt: auch den Piloten ist ein grosser Kranz zu winden, fuhren doch allesamt Herren von eher älteren Semestern diese Parforce-Strecke, die mitnichten von schönen und idealen Verhältnissen geprägt war. Wer zufällig mit uns auf dem Splügen unterwegs war, kann davon ein Lied singen: Regen, enge Kehren, Nebel – alles, was es zu einer richtigen Rallye so braucht….
Es begann zu tagen in Richtung Disentis, und damit regte sich bei allen Fahrern die Lust nach Kaffee und Gipfeli; diese Lust war so gross, dass André, der eigentlich in Andermatt nach zwei erfolglosen Versuchen, diese Reanimations-Ingredienzien serviert zu bekommen, beschloss, nun doch noch den Furkapass zu erklimmen, um eine weitere (un-)gastliche Stätte anzufahren, statt direkt nach Wassen zu rollen, um dort auf uns zu warten.
Statt Kaffe und Gipfeli halt eben die Aussicht. Die macht aber weder wach noch satt!
Michi am Mechen (beim Fahrersitz hatte sich eine Fixationsschraube gelöst, was für die Kurventechnik eher hinderlich war....)
Aber auch dort war Fehlanzeige, erst in Gletsch erbarmte sich ein etwas bärbeissiger Wirt unseres Trupps (offensichtlich geht es den Hoteliers und Wirten noch immer zu gut, der Tatsache nach zu schliessen, dass sie uns vor einem vollen Buffet stehend wieder abweisen). Aber nach diesem Koffein- und Kalorien-Schub wollte André auch nicht mehr umkehren und absolvierte tapfer mit schmerzender Schulter eine weitere (mindestens) Hundertschaft an Kehren, bis in Wassen die inzwischen zumeist wieder leeren Tanks gefüllt wurden und die Strassen fortan etwas weniger gewunden waren.
In Gletsch gabs zwar keine Aussicht, dafür Warmes in die Mägen
Noch weniger Aussicht auf dem Sustenpass - es hätte uns nicht gewundert, wenn wir Neuschnee angetroffen hätten...
Letzter Tankhalt in Wassen
Am Ziel, Bleichibeiz Wald (oben), wo wir uns mit den Früh-Heimkehrern am Buffet verköstigten (unten)
Der Rest war Routine. Im zum Glück noch dünnen Morgenverkehr traf schliesslich der harte Kern des CCC in der Bleichibeiz in Wald ein, um sich zusammen mit den Früh-Heimkehrern am Z’Morge-Buffet zu erlaben und die lange Nacht Revue passieren zu lassen.
Die Bilanz des ersten Anlasses dieser Art?
Es war schlicht grossartig: es herrschte eine Bombenstimmung, und es machte unheimlich Spass, einmal ohne Verkehr unsere Alpenpässe sozusagen beinahe im Dutzend zu erklimmen. Pannen im eigentlichen Sinne gab es keine, was für den Standard unserer Autos spricht – die Crews erwiesen sich, mindestens teilweise, als eher anfällig für Störungen als die Maschinen!
Jedenfalls bin ich bereits am Planen der Zweitauflage dieser Fahrt, da einstimmig beschlossen wurde, diese nächstes Jahr wieder durchzuführen.
Und das finde ich ebenfalls grossartig!
Yours very sincerely
Urs