Oktober 2012
Uetikon, 28.10.12
Dear Classic Car Driver
Bereits etwas später im Jahr hat der Chronist endlich Zeit und Musse, über das CCC Weekend 2012 zu berichten, welches vom 7.-9. September bei strahlendem Herbstwetter stattgefunden hat – etwas, das man sich gerade in dem Moment, in dem ich diesen Brief verfasse, gar nicht vorstellen kann…. – Schnee, soweit das Auge reicht. Selten hat die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit konsequenter stattgefunden!
Freitag
Bereits die Anfahrt zum Start auf der Buchenegg konnte sozusagen als Test für die kommenden zwei Tage gewertet werden; letztlich schafften es aber alle zur Zeit und wir konnten pünktlich losfahren. In anfänglich etwas zögerlichem Tempo erreichten wir alsdann das erste Etappenziel, das Museum von Hanspeter Setz in Dottikon, wo wir bereits erwarte und grosszügig bewirtet wurden, währenddem der Gastgeber persönlich ein engagiertes Referat zum Thema Weltlage, Verkehr und Politik hielt. Auch wenn wir nicht in allen Punkten restlos übereinstimmen, so tut es doch mehr als nur gut, endlich einmal wieder jemanden zu treffen, der sich wagt, entgegen der allgemein vorherrschenden Weichmacher seine eigene, dezidierte Linie zu vertreten! Zumal sehr viele der angesprochenen Punkte am Objekt bewiesen werden können!
Die Sammlung, die vor ca. einem Jahr ausführlich im „Swiss Classics“ beschrieben wurde, ist inzwischen um diverse Exponate erweitert worden und sicherlich einen Besuch wert!
Gestärkt bewegte sich der Konvoi in Richtung Tagesziel in Kriegstetten der Abendsonne entgegen, die zumindest dem Schreibenden schon bald einmal zuviel wurde – die Blendwirkung war enorm und mittelfristig richtig unangenehm.
Wir wurden aber schliesslich nach Entpacken der Fahrzeuge und Koffer durch ein feines Nachtessen für all die Unbillen der Reise reichlich entschädigt….
Samstag
Neblig wars – das Zudecken des XK hatte lediglich zur Folge, dass die Decke nass und demzufolge das darunterliegende Auto ebenfalls ziemlcih feucht war. Keine gute Idee, also…
Auf der Fahrt nach Burgdorf in die Militärfahrzeug-Sammlung der Armee war zunächst einmal Wischen angesagt – und zwischendurch etwas Blindflug, denn die Wischerchen eines XK sind gegen den Solothurner Nebel ziemlich hilflos….
Unbeschadet konnten wir aber unsere Preziosen vor den Ausstellungshallen parkieren – nicht in militärisch korrekter Art, aber immerhin.
Unter der äusserst kundigen Führung meines Cousins wurden wir in die vielfältigen Fahrzeugarten eingeweiht, die während der letzten rund hundert Jahre im Einsatz standen, angefangen bei den pferdegezogenen Gefährten über Traktoren, Lastwagen, Geländewagen, Schneeschleudern, fahrbaren Küchen und Funkstationen, Busse, Velos, Motorräder, bis hin zu den Panzern und Panzerhaubitzen. Ja, sogar ein Schnellboot der Schweizer Marine findet sich dort – oder eine Lambretta mit Sturmgewehr. Die schiere Menge und Varietät der Sammlung ist erschlagend, eine winzige Auswahl findet sich in der Bildergalerie. Den Abschluss und Höhepunkt dieses Besuches bildete natürlich die Fahrt in einem M113-Schützenpanzer; nicht nur bei mir vermochte allerdings die Geräuschkulisse bereits so unangenehme Erinnerungen an eine vergangene Lebensperiode zu wecken, dass ich auf die Fahrt verzichtete…..
Als Kontrast sozusagen folgte der Imbiss im British Car Point in Oberburg, wo wir inmitten von Minis, Nortons und entsprechenden Memorabilia aus den Sixties in Erinnerungen schwelgen konnten, bevor nach einem erweiterten Tankhalt die eigentliche Tour zumeist über leere und beinahe allen völlig unbekannten Strassen durch das Schwarzenburgerland – Fribourg – Jaunpass und entlang des Thunersees nach Wilderswil ins Hotel folgte. Leider war es mir nicht möglich, gleichzeitig zu fahren und zu photographieren (und Iris musste sich auf die Karte konzentrieren), sodass davon keine Bilder existieren. Aber nicht nur den Autos wurde während dieser Fahrt hie und da etwas warm, sodass die Strecke sicherlich den meisten auch so in lebhafter Erinnerung bleiben wird.
Das Abendessen konnten wir schliesslich dann in gediegener Umgebung bei atemberaubender Aussicht auf das Jungfrau-Massiv, Interlaken und den Thunersee im „Luegibrüggli“ an der Strasse nach Beatenberg wieder vollumfänglich geniessen!
Sonntag
Etwas weniger früh als am Samstag und bei strahlendem Sonnenschein machte sich der Konvoi auf den Weg entlang des Thunersees via Thun nach Toffen, wo wir der Oldtimergalerie einen Besuch abstatteten. Diverse Wünsche entstanden in den Ausstellungsräumen, wie die Bilder zeigen, die zwar durchaus verschieden waren, aber doch die Herren der Schöpfung unwillkürlich nach rechts hinten tasten liessen….
Bis zum Aufbruch waren dann auch die letzten wieder mit uns (eine sogenannte Panne liess sich glücklicherweise auf Mangel an Treibstoff zurückführen), und wir begaben uns via Nebenstrassen wieder auf Dunlops oder Michelins, um am nächsten Etappenziel Kemmeribodenbad uns über die berühmten Merängge herzumachen. Meringues-Fachmann Marcel fand zwar, dass diejenigen am Vorabend mindestens ebenso gut gewesen wären (kein Wunder, die kamen schliesslich auch von hier…).
Nach einem weiteren Tankstopp im Entlebuch und einem gröberen Stau vor Wolhusen zogen wir es vor, die Schnellstrassen einmal mehr zu meiden und in der Diretissima wiederum auf Nebenstrassen über den Albispass an den Zürichsee zurückzufahren. Hier muss ich Iris ein Kränzchen winden: ohne dass wir uns einmal verfahren hätten, führte sie mich und damit den ganzen Pulk souverän ans Ziel auf dem Albispass, wo seinerzeit vor 34 Jahren der CCC gegründet wurde.
Ein würdiger Abschluss eines ereignisreichen Wochenendes, fürwahr!
Yours very sincerely
Urs