Die letzten E-Types
Lange schon hatte man bei Jaguar ein weiteres Prestige-Objekt in Arbeit: einen Gross-Serien-V12-Motor; dies war selbstverständlich ein kühnes Unterfangen, hatten doch die prestigeträchtigen Ferraris und Lamborghinis zwar ebenfalls V12-Motoren, waren aber einerseits nur Kleinserien - Fahrzeuge und andererseits enorm teuer. Die Absicht war, einen seidenweich laufenden Motor für maximalen Komfort in einer Limousine zu entwickeln, und so entschied man sich schliesslich für die Version mit einer Nockenwelle pro Zylinderbank.
Wieder einmal mehr war die Limousine noch nicht bereit, als der Motor fertiggestellt war; was lag also näher, als dieses Aggregat zur Reanimation des schwächlich gewordenen E-Type zu verwenden. Und um die neue Kraft auch äusserlich zu dokumentieren, wurde dessen Erscheinung enorm abgeändert:
ein Grill verkleidete die Lufteintrittsöffnung, die Kotflügel waren im Corvette-Stil herausgezogen, um für die breiteren Räder genügend Raum zu schaffen, die Frontscheibe war höher und wurde nunmehr auch in der OTS-Version nur noch mit zwei Wischerblättern gesäubert.
Es wurden auch nur noch zwei Modellvarianten angeboten, der OTS (nun ebenfalls mit dem Unterbau des 2+2) und das FHC 2+2.
Die Fahrleistungen waren trotz des höheren Wagengewichtes wieder durchaus mit denjenigen des ersten E-Types von 1961 vergleichbar, wenn auch Kraftentfaltung und Fahrgefühl völlig anders waren: die ungezähmte Raubkatze war zum hochgezüchteten Schmusekater geworden.
Leider fiel das Erscheinen des Series 3 E-Type in etwa mit der Suez-Krise zusammen, was für den ziemlich durstigen V12 beinahe das Ende bedeutet hätte - das Ende des E-Type war jedenfalls ziemlich unrühmlich: die letzten Wagen in den Schauräumen wurden teilweise zu Discountpreisen verschleudert, nur um sie überhaupt verkaufen zu können! Dies war sicherlich kein adaequater Abgang für ein derart epochales Auto!
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