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 Blowin‘ Fuses oder: Wo ist der Kurzschluss?

Eine kleine Anleitung zur Fehlersuche bei einem Kurzschluss – und Wissenswertes über Sicherungen in unseren Classic Cars

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Ende Mai 2019, schönes Wetter und warm: eine willkommene Gelegenheit, open top motoring zu geniessen.

Wie jedes Jahr klickert die Benzinpumpe des XK140 los, der Motor startet nach ein paar wenigen Umdrehungen spontan wie immer und ich kann alsbald den Fahrtwind geniessen.

Ein Blick auf die Instrumente sorgt jedoch schon bald für etwas Verwirrung – ich hatte das Auto vor dem Abstellen im letzten Herbst doch noch vollgetankt - und jetzt sollte der Benzinbehälter bereits wieder leer sein? Ein sanftes Klopfen auf das Instrument zeigt keine Wirkung, also werde ich wohl oder übel eine direkte Kontrolle des Füllstandes vornehmen müssen.

Beruhigend an dieser Kontrolle ist, dass der Tank tatsächlich voll ist, weniger spannend die Tatsache, dass das Instrument nach wie vor „Empty“ signalisiert….

Zuhause angekommen folgt nach den üblichen Routinekontrollen die erste Fehlersuche.

Die Möglichkeiten sind wie immer kunterbunt:

  • Instrument defekt
  • Tankschwimmer (Geber) defekt
  • Kein Strom aus irgendwelchen Gründen
  • Damit verbunden irgendwo ein Kurzschluss

Für Unterhaltung scheint jedenfalls in der nächsten Zeit gesorgt zu sein.

 

Da ich keine Lust auf „Trial and Error“ habe, konsultiere ich erst einmal das Manual – und dann als Erstes die Sicherungen. Dort werde ich tatsächlich fündig, die Hinterste ist durchgebrannt. Selbstverständlich handelt es sich um diejenige, an der gleich 7 Verbraucher hängen….

Welcher ist es nun, der den inkonstanten Kurzschluss verursacht?

Ich beschliesse vorerst einmal, eine neue Sicherung zu montieren – es könnte ja sein, dass….

Tatsächlich, es war. Wenigstens für etwa eine halbe Stunde, dann war der Tank wieder „leer“. Das Dumme an der Geschichte war, dass damit auch die Bremslichter und die Blinker nicht mehr funktionierten, was im gehetzten Zürcher Verkehr, wo einem jeweilen die verhinderten Bäschtelis und Mäxlis sozusagen beinahe im Kofferraum sitzen, etwas ungemütlich ist.

Somit blieb nichts anderes, als den XK140 wieder ausser Verkehr zu setzen und zunächst den Fehler zu eliminieren.

 

Da ich keine originalen Lucas-Sicherungen opfern wollte, beschloss ich nach einem weiteren Studium des Schaltplanes, die defekte Sicherung mit einem Ampèremeter zu überbrücken, um bei Auftreten des Kurzschlusses hoffentlich auch gleich dessen Ursache zu finden.

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Test-Arrangement beim Sicherungskasten - wie es "up front" aussieht, siehe grosses Bild bei der Einleitung

 

Ich will dem werten Leser die Schilderung all der frustralen Versuche ersparen, die letztlich aber doch zum Erfolg führten; einfach so viel: so wunderbar saubere Kontakte in allen Lampen wie im Moment hatte das Auto vermutlich das letzte Mal, als es in Coventry aus der Fabrikhalle fuhr. Es nützte allerdings nichts, der Fehler war noch immer vorhanden, obschon ich ihn trotz des inkonstanten Auftretens dank meiner Einrichtung inzwischen eingrenzen konnte: der Kurzschluss musste sicher im Zusammenhang mit der Rückfahrlampe stehen.

Aber wo?

So begann ich zuhinterst (am weitest entfernten Punkt) und hängte erst einmal die Lampe bei der Fassung ab. Kein Erfolg.

Es folgte das Unterbrechen bei den Steckern im Kofferraum. Ebenfalls Fehlanzeige.

Sollte allenfalls der Schalter am Getriebe defekt sein? Eine Aussicht, die mich nicht sonderlich erfrischen konnte, müsste doch dazu der Getriebetunnel ausgebaut werden….

Oder lag der Fehler irgendwo im gut versteckten Kabelbaum?

Also nochmals hinter die Bücher und dann unters Auto, um auch hier zur Sicherheit alles nochmals zu kontrollieren, insbesondere den sichtbaren Teil des Kabelbaumes, und hier besonders die Ein- und Austrittsstellen aus dem Chassis-Träger, wo durch das stetige  Vibrieren durchaus irgendwo die Isolation hätte durchgescheuert werden können.

Und hier wurde ich letztendlich fündig: Die beiden Drähte, die vom Kabelbaum in der Schwelle quer zum Getriebe hinüberführen, hatten sich gelockert und hängten durch, wenig zwar, aber doch immerhin so viel, dass sie bei Vibrationen auf unebener Strasse in Kontakt mit dem heissen Auspuffrohr darunter kamen. Dieses schmolz dann die Isolation weg und…..

Gücklicherweise lässt sich bei den XKs vom Fahrgastraum aus der Deckel für den Wagenheber entfernen, genau darunter befindet sich die beschädigte Leitung, die mit zwei Bullet Connectors mit dem Hauptstrang im Chassisträger verbunden ist. Und diese beiden Stecker gaben mir doch etwas zu denken: die dicke Isolatiosschicht war völlig verkocht beim einen Stecker, beim anderen fehlte sie ganz – da war wohl ebenfalls einmal ordentlich Hitze im Spiel…

Nun, die eigentliche Reparatur war bald vollzogen, Kabel und Stecker ersetzt und gesichert.

Was nun weiter?

Klar, eine neue Sicherung einbauen…. – aber was für eine?

Rein zufällig stiess ich auf einen Artikel im „Jaguar Driver“, der sich genau mit dieser Thematik befasst - und konnte mich beglückwünschen, dass ich ihnh genau in diesem Moment gesehen hatte.

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Dabei wurde mir bewusst, dass es nicht nur von der Form verschiedene Sicherungen gibt, sondern auch unglaublich viele verschiedene Typen von Glassicherungen.

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Einige Typen von Sicherungen, vlnr: moderne Motorrad-Sicherungen, deutsche Sicherungen bis ca 90er Jahre, moderne Autosicherungen, originale LUCAS Glassicherungen

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Verschiedene Typen von Glassicherungen, vlnr:

Originale LUCAS Sicherungen (Beachte ganz links die Angabe 17amps continous, sowie im nächsten Bild die gleiche Sicherung etwas rotiert, sodass die Bezeichnung 35A sichtbar wird - diese Angaben fehlen auf den 3 Exemplaren rechts im Bild - weitere Kommentare dazu im Text)

 

Da meine originalen Lucas-Sicherungen vor einiger Zeit zur Neige gingen, hatte ich moderne Glassicherungen mit, wie ich meinte, gleichen Werten erstanden und diese nach und nach eingebaut, wenn wieder einmal eine alte den Geist aufgab (doch, das tun sie spontan ab einem gewissen Alter), um die noch intakten Originale zu schonen.

Dass ich aber dabei Exemplare mit viel zu hohen Werten verwendet habe, wurde mir erst im Nachhinein bewusst, eben nach dem Studium des besagten Artikels:

 

Originale Lucas-Sicherungen (oder auch alte von Unipart, siehe zweites Bild) haben die Ampère-Angabe auf einem Papier im Innern des Glaszylinders aufgedruckt und zwar normalerweise ZWEI Werte:
Im Beispiel der in den Jaguar am meisten verwendeten Sicherungen sind dies 17A continuous und 35A blow.

Dies bedeutet, dass die Sicherungen einen konstanten Strom von 17A aushalten, bei 35A schmelzen sie sehr schnell (mir war anlässlich meiner Testphase bereits aufgefallen, dass der Strom auch beim Einschalten sämtlicher Verbraucher nie mehr als ca 13A betrug, weshalb ich mich fragte, ob wirklich eine 35A Sicherung nötig sei…).

Besagter Artikel brachte die Klärung: wie eben ausgeführt, ist der Stromkreis eigentlich mit 17A abgesichert, nicht, wie man meinen könnte, mit 35A!

Die modernen Sicherungen (auch „Nachbauten“, zum Beispiel von Holden oder Rimmer, sowie alle amerikanischen Fabrikate) tragen zwar ebenfalls die Bezeichnung 35A. Dies bedeutet bei diesen Modellen jedoch, dass sie 35A DAUERSTROM aushalten und erst bei rund dem Doppelten, das heisst bei ca 70A durchbrennen.

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Gleiche Sicherungen wie auf dem letzten Bild, die Erste ist etwas rotiert, damit die Beschriftung 35A sichtbar wird - dieser Wert entspricht aber nicht demjenigen der blauen Sicherung (siehe Text)!

Die Hitze, die dann bei einem Kurzschluss und diesem Strom entstehen kann, kann bei einem 60-jährigen, teilweise brüchigen oder ölgetränkten Kabelbaum möglicherweise fatale Folgen haben, insbesondere bei Stromkreisen, die mit 25/50A Lucas-Sicherungen versehen sind, denn dann kann im Extremfall Strom von bis zu 100A fliessen – und dies über eine längere Zeit! Die ungefähren Werte finden sich in der nachfolgenden Tabelle:

% der Ampère-Angabe
(unterer Wert bei Lucas Sicherungen)
Zeit bis zum Durchbrennen
100% nie
110% min 4 Stunden
135% max 1 Stunde
200% (gleich oberer Wert der Lucas S.) max 10 Sekunden

 

Die bei Überbelastung entstehenden Hitze“Knoten“ (Stellen mit höherem Widerstand, wie zB Steckverbindungen) sind dabei noch nicht berücksichtigt.

Ich bin sicher, dass auch die geschmolzenen Stecker-Isolationen am XK140 damit zusammenhängen, dass wohl irgenwann eine falsche Sicherung verwendet wurde, wahrscheinlich habe sogar ich einmal aus Unkenntnis eine solche eingesetzt…

 

Fazit dieser langen Einleitung:

Entweder man versucht, originale, farbcodierte Lucas-Sicherungen (siehe Abbildungen) aufzutreiben und einzubauen, oder man muss dringend moderne Exemplare mit einem um die Hälfte kleineren Wert verwenden (15A statt 35A, zum Beispiel).

Sollte eine solche Sicherung doch nach längerem Einschalten von mehreren Verbrauchern einmal durchbrennen, ist dies noch immer besser als ein geschmolzener Kabelbaum oder gar ein Brand, denn diese modernen Exemplare sind nach wie vor einfach zu besorgen und zu ersetzen!